Die Krisenprofiteure

www.tagesspiegel.de, 05.02.2011

Der Dioxin-Skandal zeigt Wirkung. Verbraucher kaufen mehr Bio-Produkte – und die Regierung verbietet die Käfighaltung

Berlin - Im „Weltempfänger" ist das Sandwich mit dem Hühnchenfleisch aus. Schon seit Wochen wird „Zimmer No 11", das Spezialgericht der Bar in Berlin-Mitte, nicht mehr serviert. Grund dafür ist der Dioxinskandal. „Es war uns sehr wichtig, auf den Skandal zu reagieren und Sensibilität zu zeigen", sagt Geschäftsführer Francesco Storrentino. Wann er das Sandwich wieder in die Karte aufnehme, wisse er noch nicht. Eines aber sei klar: Im „Weltempfänger" kämen nur noch Bioprodukte auf den Tisch. „Die meisten Kunden finden unsere Reaktion gut", sagt Storrentino.

Dass giftiges Dioxin ins Tierfutter gemischt wurde und so in Eier und Schweinefleisch gelangen konnte, hat die Verbraucher nachhaltig verunsichert. Viele greifen jetzt verstärkt zu Bio-Lebensmitteln. […]

„Bioprodukte sind immer noch stark gefragt", sagt Carsten Veller, Sprecher des ökologischen Anbauverbands Naturland. Er geht davon aus, dass sich die Nachfrage durch den Dioxin-Skandal langfristig auf einem höheren Niveau einpendeln wird als zuvor. Einer Befragung der Forschungsgruppe GDP zufolge will jeder zehnte Deutsche nach dem Dioxinskandal mehr Bio kaufen. Von diesem Boom profitiert auch die Berliner Supermarktkette Biocompany. „Die Eier sind bei uns immer wieder komplett ausverkauft", sagt Sprecher Robert Erler. Auch am vergangenen Freitag waren die Regale zeitweise wieder leer. Seit Bekanntwerden des Skandals Anfang Januar hat das Unternehmen seinen Umsatz mit Eiern um 20 Prozent gesteigert. Gäbe es mehr Biohennen, könnte die Umsatzsteigerung sogar noch höher liegen, sagt Erler. Doch die Nachfrage übersteige derzeit deutlich das Angebot. […]

 

Ansprechpartner:

Christa Braaß, Research Director